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Geschichte der
Naturwissenschaft und Technik
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1800-1900

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beginnt die schrittweise Zulassung einzelner Frauen an einzelnen Universitäten, zunächst zu einzelnen Vorlesungen, dann zu einzelnen Studienfächern. Besonders heiß umstritten war das Medizinstudium für Frauen, eine Debatte, die hier ausgeklammert bleibt (15).
Chr. Friedrich Harleß, Die Verdienste der Frauen um Naturwissenschaft und Heilkunde, Göttingen 1830.
Pepoli-Sampiera, "In ogni età le donne hanno coltivato le scienze", in: Antologia femminile, Turin 1840; sowie: Florilegio femminile, Genua 1840.
Felix Antoine Philibert Dupanloup, Femmes savantes et femmes studieuses, Paris 1867.
Ders., La Femme Studieuse, Paris 1869.
D. Parada, Escritoras y eruditas espanolas, Madrid 1881.
E. Tettoni, "Le scienziate italiane", in: La donna italiane, Firenze 1890.
Elise Oelsner, Die Leistungen der deutschen Frauen in den letzten 400 Jahren auf wissenschaftlichem Gebiet, Guhrau 1894.
Jaques Lourbet, La Femme dans la science contemporaine, Paris 1896.
Alphonse Rebière, Les Femmes dans la Science, Paris 1. Aufl. 1894, 2. Aufl. 1897.
Gina Loria, Le donne matematiche Conferenza, Mantua 1902.
Ders., "Les femmes mathanatiques", in: Revue scientifique, 20, 1903, 386-392.
John Augustine Zahm (= H.J. Mozans), Woman in Science, New York: D. Appleton & Co. 1913; sowie Reprint: Cambridge Mass.: The MIT Press 1974.

Um einen halbwegs ausgewogenen Einstieg in die naturwissenschaftlichen Aktivitäten der Frauen in diesem Jahrhundert zu geben, müßten Frauen genannt werden, deren Leistung trotz fehlender akademischer Ausbildung wissenschaftliche Anerkennung fand. Einige von ihnen wurden zu Bahnbrecherinnen des Frauenstudiums, mögen ihre Beiträge nun Bausteine für das wissenschaftliche Gebäude gewesen sein, die bis heute erinnert werden - wenn auch nicht unbedingt dessen Urheberin - wie z.B. Madame Curie oder Nettie Stevens (Entdeckung der Bedeutung der Geschlechtschromosomen) oder mag die Entwicklung der Wissenschaften über sie hinweggegangen sein, wie im Fall der Mary Somerville. Dies gilt ebenso für die nun wühl voneinander abgegrenzten Disziplinen wie für die neuentstehenden.
Zu berücksichtigen wären die Biochemie als auch die Hintertüren in die akademische Sphäre (oder aus ihr heraus?) wie die "Home Economics" (in etwa: Haushaltschemie). Einen solchen Einstieg geben die Kongreßpapiere der internationalen Konferenz The Role of Women in the History of Science, Technology and Medicine in the 19th and 20th Century, die 1983 in Veszprem abgehalten wurde(16).
Statt dessen sollen hier nur ein paar Schlaglichter geworfen werden. Es scheint schwierig zu sein, sich in Anbetracht der Wissenschaftsexplosion in diesem Jahrhundert der Faszination der offiziellen Wissenschaft' zu entziehen; daher mögen hier vorzugsweise Randbereiche beleuchtet werden. Denn für Frauen gelten bis heute eigene Bedingungen, die mit den anerkannten Maßstäben der Bewertung von Wissenschaft nicht immer adäquat erfaßt werden können.
Folgende Frauen mögen veranschaulichen, auf wie vielfältigen Wegen Frauen beharrlich und zunehmend erfolgreich in die akademische Sphäre eindrangen.

SOPHIE GERMAIN (1776-1831)
Sie veröffentlichte:
Tables générales de mutation, sowie:
Connaissance des temps, beides: o.O. 1807.
Recherches sur la théorie des surfaces élastiques, Paris 1821.
Diese Schrift gewann 1816 den von Napoleon infolge der akustischen Versuche Chladni's ausgesetzten außerordentlichen Preis der französischen Akademie der Wissenschaften.
Recherches sur la nature, les bornes et l'étendue de la question des surfaces élastiques, Paris 1826.
"Examen des principes qui peuvent conduire à la connaissance des lois de l'équilibre et du mouvement des solides élastiques ", in: Ann. chim. phys. XXXVIII. 1828.
"Memoire sur la courbure des surfaces", in: Journal für reine und angewandte Mathematik, Bd. 7, 1831.
Sur la manière dont se composent les valeurs de à et z dans l'équation:

4 (xP-1) /(x-1) = y2 ± pz2

et celles de y' et x' dans l'équation

4 (p2 -1) /(x-1) = y12 ± pzl2

Considérations générales sur l'état des sciences et des lettres aux différentes époques de leur culture, Paris 1833 (post).
Zu ihrer Zeit wurde Sophie Germain "un des créateurs de la physique mathématique" genannt. Sowohl bei ihrem "Fernstudium" an der 1795 gegründeten École Polytechnique - sie erledigte die von den Schülern regelmäßig einzureichenden Schriften für einen desinteressierten Studenten - als auch später bei ihrer Korrespondenz mit C.F. Gauß benutzte sie das Pseudonym Antoine-Auguste Le Blanc. Als Wissenschaftsphilosophin wurde sie von A.. Comte als Vorläuferin des Positivismus bezeichnet.
Hugo Göring, "Sophie Germain, ein Lebensbild aus der Geschichte der Philosophie", in: Programm der Gewerbeschule zu Basel, 1879.
Ders., Sophie Germain und Clotilde de Vaux, ihr Leben und Denken, Zürich: Schröter und Meyer 1888.
Hippolyte Stupuy, Oeuvres Philosophiques de Sophie Germain, Paris 1879, 2. Aufl. 1898.
Georg Biedenkapp, Sophie Germain, ein weiblicher Denker. Mit einer Übersetzung ihrer "Allgemeinen Betrachtungen über den Stand der Wissenschaften und Literaturen in den verschiedenen Kulturepochen", Jena 1910.
Louis L. Bucciarelli und Nancy Dworsky, Sophie Germain. An Essay in the History of the Theory of Elasticity, Dordrecht-London: Reidel 1980.

CATERINA SCARPELLINI (1808 - ?)
Sie organisierte die meteorologisch-ozonometrische Station in Rom, gab deren monatliche Mitteilungen heraus, stellte den ersten Katalog der Sternschnuppen zusammen, entdeckte 1854 einen Kometen und untersuchte den Einfluß des Mondes auf den Ausbruch von Erdbeben.
Scarpellini Caterina. Biografica dell' astronomo dem Ign. Calandrelli. Roma, t. delle Belle Artik, '66, 8°.
- Catalogo degli uranatimi ossiua stelle cadenti, osservati alla privata stazione meteorologica di Roma sul Campidoglio negli anni 1861 a 1867. Roma, t. delle Belle Arti, '68, 4°, p. 16. L. Scarpellini Caterina. Colpo d'occhio sopra i terremoti avvenuti in Roma negli anni 1858, 1859, 1860, 1861, 1862 relativamente alle influenza della luna: lettera. Roma, '63,8° .
- Gli uranatimi ossia stelle cadenti del periodo di novembre 1868 osservati in Roma ed in Civitavecchia. Roma, t. delle Belle Arti, '69, 8°.
- Intorno alla applicazione del telegrafo alla meteo rologica, a un piano di riduzione dei medi. minimi e massimi, ecc., con alcune annatazioni di Fr. Zantedeschi. Roma, '64, 4°
- Intorno alle stelle filanti periodiche del 10 agosto 1868: lettera. Milano, 63, 8°.
- Osservationi sull'eclisse solare del 6 marzo 1867. Roma, '67,16°.
- sulle stelle cadenti periodiche del 10 agosto 1866: lettera. Roma, '66, 8°.
- Sui terremoti avvenuti in Roma nell'anno 1858, relativemente alle fasi lunari: lettera. Roma, '59, 4°.
- Sulle pioggia di sabbia caduta in Roma nelle notti del 21 e 23 febbraio 1864 e sui burrasche: lettera. Roma, t. delle Belle Arti, 65, 8°.
- Sulle osservazioni fenologiche; regno animale e regno vegetale. Roma, 67, 4°.
- Sulle stelle cadenti (uranatimi) osservate in Roma sul Campidoglio il 5, 6, 7, 8, 9 e 10 agosto 1864: comunicazione. Roma, t. delle Belle Arti, 64, 4°.
- Sunto di una memoria sul circulo meridiano d'Ertei all'osservatorio astronomico dell' università romana sul Campidoglio. Roma, '54, 4°, c. t.
- Vedi: Peretti Paolo e Scarpellini Caterina. La sabbia caduta in Roma nelle notti 21 e 23 febbraio 1864, confrontata con la sabbia del deserto di Sahara.

SOFJA VASILEVNA KOVALEVSKAJA (1850-1891)
Sofa Kovalevskaja (auch Sonja Kowalewski) war eine von zahlreichen jungen Russinnen, die - angelockt von dem Gerücht, in Deutschland würden Frauen zum regulären Studium zugelassen - mittels einer Scheinehe von ihren Eltern die Erlaubnis zur Übersiedlung nach Deutschland erzwangen. Zur immer wieder großen Enttäuschung stellte sich dort dann heraus, daß die Zulassung zum Medizinstudium ausschließlich an der Universität Zürich erteilt wurde. Trotzdem beharrten die russischen Studentinnen alsdann an verschiedenen Universitäten auf ihrer Zulassung zumindest als Gasthörerin und erreichten schließlich in einigen Fällen sogar die Erlaubnis, Prüfungen abzulegen. So spielten sie eine wichtige Rolle als Vorreiterinnen des Frauenstudiums in Deutschland, das, anders als im angloamerikanischen Raum, sich nie an eigens für Frauen gegründeten Universitäten abspielte.
Sofia Kovalevskaja studierte in Heidelberg und bei Weierstraß in Berlin, promovierte in Göttingen, da die Berliner Universität sich kategorisch weigerte, die Arbeit einer Frau anzunehmen. 1884 wurde sie Professorin für Analysis in Stockholm, und ab 1889 war sie korrespondierendes Mitglied der Russischen Akademie.
Zur Theorie der partiellen Differentialgleichungen. Dissertation, Göttingen 1874/75.
Der Titel wurde ihr in absentia ohne Prüfung verliehen. Diese Arbeit erschien auch im Journal für reine und angewandte Mathematik, Bd. 80, 1875, 1-32.
"Über die Brechung des Lichtes in crystallinischen Mitteln", in: Acta Mathematica, 6, 1883, 249-304.
"Über die Reduction einer bestimmten Klasse von Abel'schen Integralen 3.Ranges auf elliptischer Integrale", in: Acta Mathematica, 4, 1884, 393-414.
"Sur la propagation de la lumière dans un milieu cristallise", in: Comptes rendus Acad. Sc., 98, 1884, 356-357.
"Om ljusets fortplanting uti ett kristalliniskt medium", in: Ofversigt af Kongl. Vetenskaps-Akademiens Förhandlinger, 41, 1884, 119-121.
"Zusätze und Bemerkungen zu Laplace's Untersuchung über die Gestalt des Saturnringes", in: Astronomische Nachrichten, 111, 1885, 37-48.
"Sur le problème de la rotation d'un Corps solide autour d'un point fixe", in: Acta Mathematica, 12, 1889, H. 2., 177-232.
Diese Schrift gewann 1888 einen von der Pariser Akademie ausgesetzten Preis für die Antwort auf eine bereits dreimal vergeblich ausgeschriebene Frage, der deshalb von 3000 Francs auf 5000 erhöht wurde.
"Sur une propriété du système d'équations differentielles qui déffnit la rotation d'un Corps solide autour d'un point fixe", in: Acta Mathematica, 14, 1890, 81-93.
"Memoire sur un cas particulier du problème de la rotation d'un corps pesant autour d'un point fixe, où l'intégration s'effectue à l'aide de fonctions ultraélliptiques du temps", in: Memoires présentés par divers savants ä l'Academie des Sciences de l Institut National de France, Paris 1890, Bd. 31, 1-62.
"Sur un théorème de M. Bruns", in: Acta Mathematica, 15, 1891, 42-52.
A Russian Childhood, Translated, edited and introduced by Beatrice Stillman. With an Analysis of Kovalevskaja's Mathematics by P.- Y. Kochina, USSR Academy of Sciences, New York - Heidelberg - Berlin 1978.
Diese autobiographischen Erinnerungen erschienen erstmals in Schwedisch, Heggeström 1889.
Zudem veröffentlichte Sofja Kovalevskaja diverse Kinderbücher.

GRACE CHRISHOLM YOUNG (1868-1944)
Studierte am Girton College, Cambridge, und promovierte 1895 an der Universität Göttingen mit der Arbeit:
Gruppentheoretische algebraische Untersuchungen über sphärische Geometrie.
Ivor Grattan-Guiness, "A Mathematical Union: William Henry and Grace Chisholm Young", in: Annals of Science, 29, 1972, 105-186.
Ders., "Mathematical Bibliography for W.H. and G.C. Young", in: Historia Mathematica, 2, 1975, 43-58.
Sylvia Wiegand, "Grace Chisholm Young in: Assoc. for Women in Mathe., Newsletter 7 (3), 1977, 5-10.

AMALIE EMMY NOETHER (1882-1935)
Ihr umfangreiches Schriftenverzeichnis ist abgedruckt in: Mathematische Annalen, 111, 1935, 475 f.
Statt dessen sei hier der ihr auf der Weltausstellung 1964 in New York gewidmete Text wiedergegeben:
"Emmy Noether, Tochter des Mathematikers Max, wurde oft ,der Noether' genannt. Ihre Göttinger Professur versah sie ohne Gehalt, und Hilbert mußte kämpfen, um sie - als Frau - überhaupt an die Universität zu bringen. Sie war dick, rauh und laut, aber so gütig, humorvoll und umgänglich, daß alle, die sie kannten, sie gerne mochten. Als die Nazis an die Macht kamen, ging sie in die Vereinigten Staaten.
Emmys erste Arbeiten über Invarianten ließen in keiner Weise vermuten, daß sie einmal zu den Schöpfern der abstrakten axiomatischen Algebra gehören würde. Sie entwickelte die axiomatische Idealtheorie, indem sie die Teilerkettenbedingung einführte, brachte eine einheitliche Theorie der nichtkommutativen Algebren und ihrer Darstellungen, definierte den Begriff verschränktes Produkt' und bewies mit Brauer und Hasse, daß jede einfache Algebra über einem algebraischen Zahlkörper zyklisch ist."
Auguste Dick, Emmy Noether, 1882-1935, Basel 1970.
Zunächst aber blieben die Bedingungen im Hinblick auf eigenständige wissenschaftliche Untersuchungen für Frauen noch weitgehend unverändert gegenüber dem 18. Jahrhundert.
Immerhin nahm die Anzahl der speziell für den Unterricht der höheren Töchter' konzipierten Einführungen in die Naturwissenschaften - oft von Frauen verfaßt - zu. Ein wohl bekannteres Beispiel:

JANE MARCET (1769-1858)
Sie verfaßte:
Conversations an Chemistry, intended more especially for the Female Sex, 2 Bde., London 1806, sowie 20 weitere Auflagen. Deutsche Übersetzung von F.E. Runge, Berlin 1839 mit dem Titel: Unterhaltungen über die Chemie, in welchen die Anfangsgründe dieser nützlichen Wissenschaft allgemeinverständlich erläutert werden.
Conversations an Political Economy, London 1816.
Conversations an Vegetable Physiology, London 1835, sowie 12 weitere Auflagen.
Conversations an Land and Water, London 1843, sowie 3 weitere Auflagen.
Conversations an Natural Philosophy, London 1819, sowie 13 weitere Auflagen.
Evan Armstrong, "Jane Marcet and her 'Conversations an Chemistry'" in: Chem. Educ. 15, no. 2, Feb. 1938, 53-57.
G.E. Fussel, "Some Lady Botanists of the Nineteenth Century. 5. Jane Marcet", in: Gardener's Chronicle, 130, 1951, 238.
Trotz der einschränkenden Umstände lassen sich Belege für die Weiterexistenz weiblicher Findigkeit entdecken, so zum Beispiel:

MADAME LEFÈBRE (?)
Sie hatte zuerst den Gedanken, durch Funkenentladung in der Luft eine technische Gewinnung von Salpetersäure aus freiem Stickstoff in größerem Maßstab anzubahnen.
(Patent 1045/1859 unter dem Titel: "Manufacture of Nitric acid").

ANNA ROSAUER (?)
Sie entdeckte, daß die Blüten von Pyrethrum cinerariaefolium insektentötende Eigenschaften haben, und begann 1840 mit der Fabrikation des "dalmatinischen Insektenpulvers", das nach ihrem Tode von dem Apotheker Drobaz weiter vertrieben und später auch im Kaukasus und in Persien gewonnen wurde.
Heute dürfte diese Entdeckung neu gewürdigt werden - auf dem Hintergrund der Tatsache, daß die chemische Insektenbekämpfung auf der Basis chlorierter Kohlenwasserstoffe (z.B. DDT) sich als gefährliche Sackgasse erwiesen hat und deshalb Pyrethrum- Substanzen zunehmend wieder verwendet werden.

GRACE F. CALVERT (?)
War 1849 in eine Kontroverse mit Charles Mansfield verwickelt, wer von beiden als erste/er die Verwendung von Benzol zur Fleckentfernung vorschlug.
F.R. Ward, "Charles Mansfield and the Dry-cleaning Industry", in: Journal of the Royal Institute of Chemistry, 86, 1962, 373-376.

FANNIE HESSE (1850-1934)
Frau des Bakteriologen Walther Hesse, schlug Koch die Verwendung von Agar-Agar als Kultursubstrat vor, das seitdem aus der Bakteriologie nicht mehr wegzudenken ist.
Arthur Parker Hitchens und Morris C. Leikind:
"The Introduction of Agar-Agar into Bacteriology", in: Journal of Bacteriology, 37, 1939, 485-493.
Siehe auch:
Women Inventors to whom Patents have been granted by the Uniteil States Gouvernment, Compiled under Direction of the Commissioner of -Patents, Washington 1 888 und folgende Berichte.
Mathilda J. Gage, Women as Inventor, Fayetteville, N.Y., issued under auspices of New York State Suffrage Association 1870.
Die "Lady Botanists" jener Zeit wurden gern als standesprivilegiert und amateurhaft belächelt. Hier nun zwei berufsmäßige Sammlerinnen:

MARY ANNING (1799-1847)
Tochter eines Kunstschreiners, sammelte Versteinerungen in Dorsetshire, entdeckte erstmals ein vollständiges Skelett eines Pterodactylus und auch den Plesiosaurus. W.D. Lang, Mary Anning, of Lyme collector and vendor of fossils 1799-1847", in Natural History Magazine, 5 1935, 64-81

AMALIE DIETRICH, GEB. NELLE (1821-1891)
Nachdem sie viele Jahre lang als Pflanzensammlerin und Präparatorin tätig gewesen war und ihren Lebensunterhalt durch Verkauf der von ihr zusammengestellten Herbarien bestritten hatte, erforschte sie ab 1863 im Auftrag des Großkaufmanns Cesar Godeffroy die Pflanzen- und Tierwelt Australiens. Nach ihrer Rückkehr im Jahre 1873 erhielt sie zunächst eine Anstellung im Museum Godeffroy, nach dessen Auflösung wurde sie Kustodin des Botanischen Museums in Hamburg.
Charitas Bischoff (Tochter von Amalie Dietrich), Amalie Dietrich. Ein Leben, Berlin o.J.
Dieses Buch erschien erstmals 1909 und wurde sehr oft neu verlegt. Im Jahre 1931 erschien eine englische Ausgabe, als deren Autor die ISIS Cumulative Bibliography Vol. .l Part I, 1971 einen Charles Bischofs angibt.
Da auf Forschungsreisende hier nicht weiter eingegangen werden kann, nur einige Literaturhinweise zur Information:
R. Cortambet, Les illustres voyageuses, Paris 1866.
W.H.D. Adams, Women travellers of the XIX century, London 1882.
A. Chevalier, Les voyageuses au XIX siècle, Tours 1888.
S. Marki, Magyar nök utazásai (Voyages de femmes hongroises), Budapest 1889.
M. Dronsart, Les grandes voyageuses, Paris 1893.
Das auch diese Frauen für die einleitenden Fragen von Interesse sein könnten, mögen zwei Zitate von Octavie Coudreau (1870-1910) verdeutlichen:
"I haue," she writes, "loved everything in Amazonia, the great majestic woodland and the mysterious virgin forest, the beautiful rivers with their traitorous waters and thundering Cataracts, the suffocating air and the perfumed breeze, the burning sun and the sweet freshness of night, the impressive voice of the wind among the trees and the torrential rain. And, contrary to the usual custom of man of bringing everything under his domination, it is I who have become a captive of this savage life which I love, and have permitted it to take possession of all my soul and all my will."
Aus: Voyage au Maycurú, 5 juin 1902-12 janvier 1903, Paris: Lauhure 1903, S. 1.
"In the solitude of the virgin forest I am calm, tranquil, experience no ennui and am almost merry. When I am obliged to leave great woodland the power to struggle growl less in me. I become of an excessive sensibility. I feel more keenly life's blows. I am not armed for elbowing my way and making a place for myseif in the sunshine. I neither love nor understand anything except my virgin forest. These, indeed I Buffer from the inclemency of the weather, from hunger, from sickness but these are only physical sufl'erings and are soon forgotten, while uroral and interior pains, an the contrary, are ineradicable."
Aus: Voyage au Rio Curut, 20 novembre 1900-7 mars 1901, Paris: Lauhure 1903, S. 85.
Verlockend wäre es, wenigstens anzudeuten, wie Frauen als, Mitarbeiterinnen hinter den Namen ihrer Männer verschwanden, wie z.B. Grace Chisholm Young(17), oder aber gerade noch einer Fußnote für wert befunden wurden, wie z.B. "Fräulein Jurine" (?), die zuerst das Vorhandensein von verkümmerten Eierstöcken bei Arbeitsbienen nachgewiesen hat(18). Dennoch bringt diese Perspektive keine neuen Gesichtspunkte.
Statt dessen seien hier nur einige wissenschaftliche Außenseiterinnen genannt, insbesondere da freie Interpretation der Grundlagen und Ergebnisse der Wissenschaft im Namen des "New Age" salonfähig zu werden scheint.

CLEMENCE ROYER (1830-1902)
Anerkannt ist ihre Ubersetzung von Darwins origin ofSpecies (1862) ins Französische. Ansonsten erdachte sie eine neue Atomlehre und äußerte sich auch sonst zu wissenschaftlichen Fragen.
Paul Carus, "Madame Clemence Royer", in: Monist, 23, 1913, 131-137
Anistide Pratelle, "Atomistic dynamism", in: Monist, 23, 1913, 102-111; sowie: 458-462.
Ders., The French Newton, o.0. u. o.J.
Albert Milice, Clemence Royer et sa doctrine de la vie Paris: Peyronnet 1925.

CÉLINE RENOOZ (?)
Geboren in Liège, verheiratet mit Gaspar Muro. Ein Kontrastprogramm zu der Vorherigen, denn sie versuchte eine Widerlegung Darwins mit dem Titel:
L'Origine des animaux. Histoire du dévelopment primitif. Nouvelle Théorie de l'Evolution réfutant par l'anatomie celle de M. Darwin, Paris: Baillière et fils 1883.
Von 1888-1 889 gab sie die Revue scientifiques des femmes heraus. Die Titel ihrer späteren Schriften klingen jedoch zunehmend abgehobener.

FANNY MOSER (1872-1953)
Eine durchaus respektable Biologin mit einer von der Preußischen Akademie der Wissenschaften preisgekrönten Arbeit über Röhrenquallen, wurde durch eigenes Erleben von der Wirklichkeit parapsychologischer Phänomene überzeugt. Sie verfaßte unter anderem:
Spuk. Irrglaube oder Wahrglaube? Eine Frage der Menschheit, mit einer Vorrede von C.G. Jung, Baden bei Zürich: Gyr-Verlag 1950.
Nur am Rande sei erwähnt, daß Frauen sich auch mit Naturphilosophie auseinandersetzten, wie z.B. Marianna Florenzi Waddington (1802-1870), Constance Caroline, Woodhill Naden (1858-1889) oder Mary Whiton Calkins (1863-1930).
Somit wären wir im 20. Jahrhundert angekommen und damit -Namen wir Marie Curie, Lise Meitner, Leona Marshall Libby deuten es an - auch bei den Problemen, die sich mit der wissenschaftlich-technischen Entwicklung ergeben haben. Die vielbeklagte Literaturflut hat auch vor dem Thema "Women in Science" nicht haltgemacht, es gibt bereits mehrere Bibliographien hierzu.
Empfohlen sei:
Else Hoyrup, Women in Mathematics, Science and Engineering, a partially annoted bibliography with emphasis on mathematics and wich references an related topics, Skriftserie fra Roskilde Universitatsbibliotek; 4 - Roskilde: Roskilde University Library 1978.
Jene Autorin übernahm auch mit Olga Lezhneva bei dem bereits genannten Kongreß in Veszprem bei Budapest die Organisierung einer internationalen historischen Bibliographie.(20)
Diese Anregung soll aber nicht beendet werden ohne darauf hinzuweisen, daß es Vorläuferinnen auch bei der Untersuchung aktueller Probleme gegeben hat, wie zum Beispiel:

MARGARET WHITE FISHENDEN (?)
The Coal Fire. A research (...) for the Manchester Corporation Air Pollotion Advisory Board, London: Fuel Research Board. Special Report, no. 3, 1920.
The Hearing of Rooms. A comparison of the costs of different Methode an Theo basis of warmth comfort, London (Department of Scientific and Industrial Research Fuel Research Board. Technical Paper, no. 12, 1925.

ANTE FRANCÉ-HARRAR (1886-1970)
Bekannt als Romanschriftstellerin, doch vorgebildet durch ein Studium der Medizin und Biologie, auch Boden- und Humusforscherin. 1952 als Beraterin für bodenbiologische - und Erosionsfragen nach Mexiko berufen.
Sie verfaßte unter anderem:
Die letzte Chance für eine Zukunft ohne Not, o.O. 1950
Humus Bodenleben - Fruchtbarkeit, o.O. 1956.

FREDA WUESTHOFF (1896-1956)
Geboren in Berlin, Schülerin von Willi Wien und Arnold Sommerfeld wurde nach dem Studium der Physik die erste deutsche Patentanwältin. Nach dem Zweiten Weltkrieg Gründung des Friedenskreis und Impulse für die Neugründung von Frauenorganisationen. Engagierte Pazifistin; verfaßte mit die ersten Schriften gegen atomare Aufrüstung. Auf dem Weg zu einem Vortrag über die Gefahren der Wasserstoffbombenversuche verunglückte sie in Bonn tödlich durch einen Sturz. Postum veröffentlicht wurde ihre Schrift: Es ist keine Zeit mehr zu verlieren.
Der Mensch im Atomzeitalter. Ravensburg: Otto Maier Verlag 1957.
Günther Berthold, Freda Wuestho Eine Faszination. Freiburg - Basel - Wien: Verlag Herder 1982.
Dieser Artikel entstand als eine gänzlich umgearbeitete und erweiterte Fassung des Katalogs der Ausstellung: "Frauen in den Naturwissenschaften vom Mittelalter bis in die Gegenwart," die zu den Universitätstagen 1982 vom Institut für Geschichte der Naturwissenschaften, Mathematik und Technik in Hamburg gezeigt wurde.
Den Mitarbeitern dieses Instituts sei an dieser Stelle für ihre freundliche Unterstützung gedankt.




 
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Last modified: Gudrun Wolfschmidt, 9. April 2018.