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Geschichte der
Naturwissenschaft und Technik
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1700 - 1800

Johann Caspar Eben, Eröffnetes Cabinet Deß Gelehrten Frauen=Zimmers / Darinnen / Die Berühmtesten dieses Geschlechtes umbständlich vorgestellet werden, Frankfurt und Leipzig 1706.
H.C. Engelchen; De sau sequiori eruditionis fama corusco, ulgo von denen Hoch und Wohlgelahrten Frauenspersonen, Rostock 1707.
Gustav Georg Zelttier, Deborae inter prohetissas eruditio tanquam eruditarum foeminarum ex hebraea geizte, Nürnberg 1708
Ders., Dissertatio philologica de erudita virgine iudaea per transennam docente Altdorf 1717.
Christian Franciscos Paullini, Das Hoch = und wohlgelahrte Teutsche Frauenzimmer, Frankfurt und Leipzig 1712.
A. Thura, Gynaeceum Daniae litteratum foeninis Danorum eruditione et scriptis claris conspicuum, Altona 1732.
Polycarp F. Schacher, Dissertatio de feminis ex arte medica claris, Leipzig 1738.
M. Alberei, Historia delle Bonne scienziate, Neapel 1740.
George Balland, Memoirs of Several Ladies of Great Britain, Who Have Been Celebrated for Their Writings or Skill in the Learned Languages, Arts and Sciences, Oxford u. London 1752.
F.C. Schoenau, Samling af Danske laerde Fruentimer, Kopenhagen 1753
Peter Paul Finauer, Allgemeines historisches Verzeichnis gelehrter Frauenzimmer, T.1., München 1761.
Johann Carl Oelrichs, Historische Nachricht vom Pommerschen gelehrten Frauenzimmer, o.0.1767.
In diesen Zeitraum fällt - zusammen mit dem starken Aufschwung des Interesses an den Naturwissenschaften und der Mathematik die Blütezeit der wissenschaftlichen Amateure. Eine Einführung in die Auswirkung dieser Bewegung auf die Frauen gibt:
Gerald Dennis Meyer, The Scientific Lady in England, Berkeley and Los Angeles:
University of California Press 1955.
Von den weniger amateuerhaften Frauen erfuhren in der letzten Zeit Maria Agnesi (1718-1799) und Emilie Châtelet (1706-1749) besondere Beachtung. Hier soll jedoch die Aufmerksamkeit auf einige unbekannter gebliebene Frauen gerichtet werden.
Emilie du Châtelet
Zeichnung aus:
Emilie du Châtelet
Institutions de Physique, kap. XX und XXI

MARIA SELVAGGIA BORGHINI (1654-1731)
In erster Linie bekannt als Dichterin, lebte in Siena und beschäftigte sich mit Philosophie und Mathematik.
G. Simonelli, Elogio storico di Maria Selvaggia Borghini, Pisa 1731.
Giovanni Dominico Anguillesi, Discorso academico sulla vita e le opere di Maria Selvaggia Borghini, Pisa 1828.

MARIA ANDREA CASAMAYOR Y DE LA COMA (? - 1780)
Lebte in Zaragoza und verfaßte ein mathematisches Lehrbuch: Tirocinio aritmetico, 1738.

ANNA BARBARA REINHART (1730-1796)
Tochter des Ratsherrn Salomon Reinhart in Winterthur. Johann Bernoulli hielt ihre mathematischen Fähigkeiten für bedeutender als die der Marquise Châtelet, und Daniel Bernoulli bezeugt, sie habe Maupertuis' Auflösung des Problems von der Courbe de poursuite bedeutend erweitert und verbessert.
Die Astronomie nach der Entwicklung der Infinitesimalrechnung machte sich sehr bald an Vorausberechnungen und Störungsberechnungen der Bahnen von Himmelskörpern, was auch zur Entdeckung weiterer Planeten, Kometen etc. führte. Es scheint, daß Astronomen in diesem Zeitraum nicht selten ihre weiblichen Familienangehörigen zur Mitarbeit bei Beobachtung und Berechnung heranzogen, schwieriger ist es jedoch, deren Anteil an ihren Veröffentlichungen festzustellen. Die im folgenden genannten Frauen gaben immerhin auch Beiträge unter ihrem eigenen Namen heraus, so daß Nachforschungen hier schneller aufschlußreich sein könnten:

MARGARETHA MARIA KIRCH (1670-1720)
Verheiratet mit Gottfried Kirch, Schüler des Johannes Hewelke. Ebenso deren Tochter.

CHRISTINE KIRCH (1696-1782).
die nach dem Tode ihres Bruders 1740 als selbständige wissenschaftliche Rechnerin von der Berliner Akademie übernommen wurde und schließlich von Bode, de, 1772 zum Leiter der Berliner Sternwarte berufen wurde, auch die offizielle Genehmigung erhielt, gewisse Sterntabellen unter ihrem eigenen Namen zu veröffentlichen. Bode heiratete übrigens ihre Großnichte, die ebenfalls astronomisch bewandert war.

MARIA CLARA EIMMART (1676-1707)
Verheiratet mit dem Altdorfes Professor Johann Heinrich Müller. Veröffentlichte unter ihrem Namen:
Iconographia nova contemplationum de sole, in desolatis antiquorum ruderibus concepta, Nürnberg 1701.
G. Schröter, Die Nürnberger Malerakademie, 1908.

H RTENSE LEPAUTE (1723-1.788)
Geborene Nicole-Reine Étable de la Brière, Mitarbeiterin ihres Mannes und auch Lalandes (mit Clairaut). Unter eigenem Namen veröffentlichte sie:
Garte du Passage de l ömbre de la lune au travers de l'Europe dans l'eclipse annuaire de soleil qui doit arrivier, 1r Avril 1762, Paris 1762.
Zudem publizierte sie "divers Memoires d'Astronomie, lus à l'Academie de Beziers, & dont les extraits ont paru dans les Mercures " (13).
Pierre Marie Querviele, "Les Le Paute", in: Larousse Mensuel Illustre, Fev. 1928, 635-636.
Elizabeth Connor, "Mme. Lepaute, an eighteenth-century Computer", in Leaf lets of the Astronomical Society of the Pacific, Nov. 1944, no. 189.
Nun sollen noch einige Frauen aus anderen Gebieten der Naturwissenschaften eine Erwähnung finden:

LAURA MARIA CATTERINA BASSI (1711-1778)
Sie wurde aufgrund außergewöhnlicher Begabung zum Studium zugelassen und promovierte 1731 in Bologna zum Doktor der Philosophie und Medizin. 1732 wurde sie zum Professor der Philosophie und 1776 zum Professor der Physik ebenfalls in Bologna ernannt. Sie korrespondierte mit bekannten Gelehrten ihrer Zeit und - zog nebenbei zwölf Kinder groß.
"De problemate quodam meccanico", in: De Bonon ensi Scientiarium et Artium Instituto atque Academia Commentarii, Toraus Quarttis Bologna 1757.
Italienisch: Di un problema meccanico.
De problemate quodam hydrometrico, Ib. id., T. IV.
Italienisch: Di un problema idrometrico.
De aeris compressione, Ibb id., T. II.
De immixto fluidis aere, Ib. id.,. T. VII.
G. Fantuzzi, Elogio Bella 'dottoressa Caterina Bassi-Verati, con una orazione di M. Bazzani, Bologna 1778.
A. Magnani, Elogio di Laura Gassi bolognese, Venedig 1806.
Christians M. von Ziegler, "Lobgedicht auf Laura Gassi", in Neue Zeitungen von gelehrten Sachen, Leipzig, 18, 1732, 918-921.
Caterina Franceschi-Ferrucci, Vita di Laura Gassi; Veratti und Mailand 1838. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts entstanden neben der schon hochentwickelten Mechanik die Anfangsgründe der Lehre von Elektrizität und Magnetismus - damals eine Modewissenschaft, die sich auch mit der Wirkung elektrischer und magnetischer Phänomene auf Lebewesen beschäftigte.

LUCIA GALEAZZI (? - ca. 1790)
Verheiratet mit Galvani. In keinem Physiklehrbuch wird versäumt, die Beobachtung der "animalischen Elektrizität" durch Galvani zu erwähnen. Da aber seine Frau es war, die seine Aufmerksamkeit auf die hüpfenden Froschschenkel richtete, erscheint es gerecht sie gelegentlich auch zu erwähnen, wie in:
John F. Fulton und Harvey Cushing, "A bibliographical study of the Galvani and the Aldini writings on animal electricity"‚ in:. Annals of Science, 1, 1936, 239-268.

THECLA FELICITAS DU FAY ( ? - vor 1800)
Sie verfaßte die Schrift:
Fluidum nerveum est Fluidum electricum, Montpellier 1770.

MARIA ANGELA ARDINGHELLI (1728 od. 1730-1825)
Verheiratet mit Carlo Crispo. Übersetzte und kommentierte Hales' Vegetable Staticks. Ihre Thesen über die Elektrizität finden Erwähnung in Nollets Briefen (14). Sie veröffentlichte: " Observation sur une violente éruption du mont Vesuve le 23 Octobre.1767 " in: Mém.Par., 1767.

MME LA MARQUISE DE BRIQUEVILLE DE COLOMBIÈRE (?)
Sie verfaßte:
"Réflexion sur les causes des tremblements de terre, avec les principes qu'on doit suivre pour dissiper les orages tant sur terre que sur mer ".
Auszüge hiervon sind abgedruckt in:
Joseph de la Porte und J. Fr. de la Croix, Histoire littéraire des femmes francaises ou Lettres historiques et critiques, contenant un Précis de la Vie & une Analyse raisonnée, des ouvrages des Femmes qui se sont distinguées dans la Littérature Francaise, 5 Bde., Paris 1769.

GENEVIEVE CHARLOTTE D'ARTUS, DAME THIROUX D'ARCONVILLE (172O-18O5)
Von ihr wurden zahlreiche moralische Schriften verfallt (Zitat: "Il est inutile d'épouser son ami ; & l'ont fait mieux de ne pas épouser son amant"). Sie illustrierte Munros Osteology mit Darstellungen eigener Sektionen, übersetzte Shaids Chemievorlesungen unter dem Titel Lecons de chimie (1759) und schrieb selbst:
Essai pour servir a l'Histoire de la Putréfaction, Paris 1766.
Mit circa 300 Experimenten.
Exposition des mouvements de systole et de diastole du coeur, o.O. und o.J.
Hippolyte de La Porte; Notices et Observations à l'occasion de quelques femmes de la société du XVIIIe siècle, Paris 1835.
Langsam nur wurde die reine Pflanzenkunde von der Heilkunde, der Hauswirtschaftslehre und Diätetik getrennt, und diese wiederum von der pharmazeutischen und angewandten Chemie. So werden z.B. in dem handschriftlichen Kochbuch der Frau Rath Sophie Schlosser aus dem Bekanntenkreis Goethes (herausgegeben nach der Abschrift seiner Großmutter von Alexander von Bernus unter den Titeln Urgroßmutters Kochbuch und Urgroßmutters Hausmittel) die "Rezepte, welche nicht in die Küche gehören" in einem eigenen Anhang aufgeführt. Solche persönlich geführten Rezeptbücher sind seit dem 15. Jahrhundert bekannt, einige frühe Manuskripte befinden sich z.B. in der Heidelberger Universitätsbibliothek. Eine Untersuchung dieses Trennungsprozesses unter dem Gesichtspunkt ,Frauen und Naturwissenschaften' ist mir nicht bekannt, in diesem Rahmen kann auch nicht das Quellenmaterial umrissen werden.
Folgende Frauen mögen immerhin die geographische Bandbreite andeuten:

KATHARINE HELENE DÖRRZEN (1717 od. 1738-1795)
Geboren in Hildesheim, lebte als Erzieherin in Dillenburg am Hofe der Fürstin von Nassau, war Ehrenmitglied der Botanischen Gesellschaft Florenz und Mitglied der Berliner Gesellschaft Naturforschender Freunde. Sie schrieb botanische neben hauswirtschaftlichen und erzieherischen Artikeln für die Braunschweiger Anzeigen die Hannoversehen Beitrage, das Hannöversche Magazin und, das Magazin für Frauenzimmer.
Außerdem verfaßte sie:
Verzeichnis und Beschreibung der sämtlichen in den Fürstl. Oran. Nassauischen Landen wildwachsenden Gewächse, Herborn 1777.

ELISABETH BLACKWELL (1712-1770)
Auf sich selbst gestellt, weil ihr. Mann in Haft genommen worden war, wollte sie sich zunächst dem Hebammenberuf widmen. Aufgrund ihres Maltalents erhielt sie aber ein Angebot zur Anfertigung von Bildern für ein Herbarium und wandte sich fortan dem Sammeln und Zeichnen von Heilpflanzen zu. Die Botaniker P. Commerson (1773) und B. Jussieu (1776) nannten eine Pflanzenart aus der Familie der Flacourtiazeen ihr zu Ehren. "Blackwellia" Sie verfaßte:
A curious Herball, containing 500 cuts of the most useful plants which are now used in the practice of physick, 2 Bde., London 1737, 1739 und 1751.
Vermehrte und verbesserte Ausgabe in 6 Bden.:
Herbarium Blackwellianum emendatum et auctum, id est Blackwell callectio stirpium quae in pharmacopolis ad medicum usum asservantur, quarum descriplio et vires ex anglicio idiornate in latinum conversale sistuntur, Nürnberg 1750-53.
(Herausgegeben und übersetzt ins Lateinische von dem deutschen Botaniker Christian Jakob Trew).

ELEONQRE. DE FONSECA PIMENTEL (1752 od. 1758-1799)
Arbeitete mit Spallanziani zusammen. Von der italienischen Geschichtsschreibung wird sie hauptsächlich als Patriotin und Dichterin erinnert. Nach dem Fall der neapolitanischen Republik wurde sie hingerichtet.

ELISABETH CHRISTINA VON LINNÉ (1743-1782)
Tochter Linne's, berichtete 1762 an der schwedischen Akademie der Wissenschaften über die von ihr gemachte Entdeckung des Leuchtens der Blüte der Kapuzinerkresse, wie aus deren Abhandlungen zu ersehen ist. Von ihr sollen noch weitere Aufsätze botanischen Inhalts verfaßt worden sein. "Om Indianska Krassen Blinkade", in: Svenska Vetenskapensakademien Handlinger, 1762, 248-286.
Eine Voruntersuchung über amerikanische Botanikerinnen findet sich in:
Joan Hoff Wilson. "Dancing Dog of the Colonial Period: Women Scientists", Early American Literature, 7, 1972/1973, 225-235.




 
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